Burgerstürmung der Bischofsresidenz Burg Ziesar im September Anno 2012 durch die Bruderschaft der Askanier - sowie deren Verbündeten

Nur wenige Tagesritte der Lausitz entfernt , zwischen Magdeburg und Brandenburg liegt das kleine verträumte Stätdchen Zie–e-sar , ein slawischer Name, welcher mit „Ort hinter dem See“ übersetzt werden kann . Die Burg lag auf einem Höhenrücken zwischen Seen und dem Feuchtgebiet des Fiener Bruchs. In der Mitte des 14.Jahrhunderts wurde Ziesar zur bischöflichen Residenz ausgebaut, und noch heute kann man besonders die wunderbar erhaltene Kapelle besichtigen.
Als Burgherr empfängt Dr.Clemens Bergstedt die Besucher, und wer um die Geschichte der Burg in jener Zeit interessiert ist , ist bei ihm und seinen spannenden Ausführungen genau in den richtigen Händen.
Nun just zu dieser Zeit setzen die kleinen Abenteuer der gastfreundlichen Askanier ein , die nicht nur durch ihre Burgerstürmung nun schon zum 6.Mal in Folge mit vielen weiteren Rittern - u.a.Vereinen für ein gelungenes und kurzweiliges Burgfest sorgten.
Familiär geht es in den vielen Lagern rund um die Burg her. Wurde am Freitag mit vereinten Kräften schweißtreibend das große Lager aufgebaut, freut man sich nach getaner Arbeit am Abend in gemütlicher Runde über das Wiedersehen mit vielen Freunden , die man entweder nur hier in Ziesar oder überhaupt lange nicht gesehen hat.
Ich hatte mich am Freitag entschieden um die Autobahn einen großen Bogen zu machen, und dafür durch das wirklich bezaubernde Land zu fahren. Durch eine beschauliche Gegend wird man da geführt, und so fängt dann für mich eine wiederholte kleine Zeitreise an.
Beruhigend auch , das ich nun endlich einen dicken und so herrlich kuscheligen Schlafsack für diese doch schon des Nachts kühle und feuchte Jahreszeit gefunden habe , wo ausgelaufene Wärmeflaschen nun der Vergangenheit angehören ...
Nachdem wir 25 Leute im askanischen Lager uns mit einem ausgiebigen Frühstück an der gemeinsamen Tafel gestärkt hatten , wurde gemeinsam mit allen Darstellern in die Burg eingezogen . Der Circus Thalamus sorgte dann tagsüber mit seinen bunten Auftritten – mit Sascha`s beeindruckender Stimme ,
sein Obertongesang klingt noch heute in meinem Ohr - aber auch Jananas anmutigem Tanz - für Stimmung unter den Zuschauern . Schön, das gerade diese beiden Künstler den Weg nach Ziesar fanden … ein ganz herzliches Dankeschön auch an Sascha an dieser Stelle , der mich seine legendäre „Hang“ hat (erstmalig ) spielen lassen , und mit seiner Hilfe wir auch vierhändig diesem wunderbaren metallenen Musikinstrument überirdisch harmonische Klänge entlocken konnten... ich bin jetzt schwer infiziert... :))
Im übrigen war auch der ärmste der Armen- unser liebenswerter Bettler Hans Nuss so von Jananas Tanz inspiriert, das er es sich nicht nehmen ließ, seine gichtigen , und seit Monaten nicht gewaschenen Füße zu Saschas Gesang zu schwingen, und weil es in Gesellschaft viel mehr Spaß macht, schnappte er sich einfach eine im Publikum sitzende und sehr rüstige , begeisterte Omi und wedelte sie über das Parkett, in diesem Falle die guten alten Pflastersteine ... :))
Die dynamische Waffenschau ist ein fester Bestandteit der Askanier um den Zuschauer die Waffen und ihren Umgang zu erklären. Nachdem Johann von Blankenburg zum wiederholten mal seinen Langbogen vorstellen wollte, er aber immer wieder von irgendeinem dazwischenrufenden Pöbel gestört wurde , lief alles irgendwie aus dem Ruder - und es wurde die lustigste Waffenschau , die wir je erlebt habe. Das Publikum war vor lauter Lachen den Tränen nahe … es war herrlich.
Am frühen Nachmittag wurde dann Gericht gehalten . Viele unschöne Dinge die sich im Laufe der Zeit zugetragen hatten erforderten ein gerechtes Urteil . Der Säufer prellte seine Zeche u.v.a mehr . Und wie im wahren Leben, kommt am Ende doch alles anders. Der ehrenwerte Richter , der sich seine abschließende Rede schon vorbereitet hatte, wurde am Ende - und für ihn völlig unerwartet, selbst abgeführt . Er wurde im Laufe der öffentlichen Verhandlung des Betruges überführt – Zeugen konnten bestätigen, das er Papiere unterschlagen hatte um sich selbst zu bereichern – und dann in den Turm gesperrt . Das er selbst von diesen kleinen „Planänderung“ nichts wusste , spricht einmal mehr für die kleinen Spitzfindigkeiten der Askanier , die damit für Spannung und einfach gute Laune sorgen . Das Volk wurde damals durch solch offene Schauen belustigt , und dies beherrschen die Askanier auch bestens .
Für eine wirklich zu Herzen gehende und ergreifende Stimmung sorgte dann am späten Abend der neu gegründete Berliner Clan der freien Bogenschützen und schlug den 20 Jährigen Basti vom Knappen zum Huscarl – ab sofort „Bragi“ ( der, der sich von Anderen abhebt ) genannt . Und wenn dann der ganze Clan und auch die benachbarten Lagerfreunde zu dieser Feierlichkeit mit vielen , vielen Fackeln im Kreis - diesem starken Ursymbol der Gleichheit , des Ganzen und der Harmonie - vereint stehen, dann mussten auch wir Zuschauer mit den Tränen der Freude kämpfen. Natürlich war Basti der vier Jahre als Knappe gedient hat, in seiner Schwertleite sehr ergriffen , denn auch seine Eltern waren - vorher vom Clan eingeladen , anwesend und eingeweiht, nur Basti selbst wusste nichts von diesen Vorbereitungen .
Dies sind die schönen und stillen Momente , die eine solche Gemeinschaft auszeichnen . Das Miteinander, das durchhalten in schönen , aber auch schweren Zeiten , das aufrechterhalten alter Traditionen …
Manchmal kommt man auch über Umwegen in eine solche Gemeinschaft , ich u.a. durch die Fotografiererei , oder die beiden Musiker, die sich künstlerisch noch im Finden sind , deren Herzen und Stimmen sich aber längst gefunden haben ... die Tochter der beiden Musiker, die sich vielleicht „Terraniola“ nennen werden , war es, die das Hobby des Bogenschießens begonnen hatte . Und weil sie sich in Familie auch an den Wochenenden nah sein wollten, haben sich die Eltern dem Clan des deutschen Schwertordens angeschlossen , sich der Musik gewidmet, und erfreuen durch ihr spontanes Spiel zur Mandoline und Flöte und einer tief unter die Haut gehenden wunderschönen glasklaren und sanften Stimme nicht nur die Besucher …
Es ist wie eine große Familie, die sich dort jährlich in Ziesar versammelt , liebevoll versorgt durch die sehr engagierten Museumsangestellten , ein Ort wo Gastfreundschaft noch seinen Namen zu Recht trägt , und ein jeder mit offenen Armen empfangen wird …
… und da es die Angreifer auch Anno 2012 , diesmal durch gemeinen Verrat des Bettlers Hans Nuss , wieder geschafft haben , trotz heftigster Gegenwehr des Volkes , die Burg zu erstürmen , muß im nächsten Jahr eine andere Geschichte geschrieben werden … in diesem Sinne … aus Spaß an der Freude - bis zum nächsten Jahr .

gez. die spitze Feder